Die GastroTrends 2024 langweilen mich – ich will Emotionen und Verbindungen

Gestern fragte mich ein Gastronom, was ist eigentlich für dich der GastroTrend 2024? Er wäre erstaunt, dass ich noch nichts zu diesem Thema geschrieben habe. Ich meinte: Ja, das stimmt, ich habe mich noch nicht dazu geäussert. Es wird so viel über vegan, nachhaltig, Zero Food Waste, regenerativer Food bis hin zu Online-Sichtbarkeit und Onlineshops geschrieben und natürlich regional – global nicht zu vergessen. Ich kann es schon fast nicht mehr hören und – es langweilt mich! Sind wir mal ehrlich, es fehlt etwas. Über etwas sprechen wir selten bis nur am Rande und wir haben es vor lauter Konzepten, moderner und immer noch modernerer und chicen Einrichtung, spezieller Menükarten mit hippen Kreationen usw. vielleicht auch vergessen.
Ich denke da an die Kundenbindung, an die Emotionen und das gute Gefühl, welches ein Gast haben muss. 

Und darum ist in meinen Augen der Gastrogewinner 2024 oder über die nächsten Jahre hinaus nicht nur der mit dem trendigsten, nachhaltigsten und urbansten Konzept, sondern ganz einfach der oder die mit der besten und herzlichsten Kundenbindung. In den letzten Jahren wurde so viel darüber geschrieben. Alle sprachen von Softskills, alle haben sich in Kursen zum Thema „Emotionen“ weitergebildet. Es wurde zum Trendwort, welches ich zum Teil kaum mehr hören konnte. Wenn man etwas von sich hielt, sollte man in irgendeiner Form von Emotionen sprechen. Ob man weiss, wie man damit umgehen soll und was sie bewirken, war doch oft zweitrangig.
Und trotzdem wird dieses Thema Emotionen, das Erzeugen von guten Gefühlen, Freundlichkeit, Herzlichkeit usw. noch viel zu wenig in der Praxis wirklich gelebt. Die Menschen sind voll mit Konsum. Vielleicht kann man sich in den nächsten Jahren gar nicht mehr den gleichen Konsum leisten wie wir es gewohnt sind. Vielleicht hat man sich in den Jahren mit Corona auch etwas satt gekauft, sich alles geleistet, was man sich gerade so vorstellte. Jeder hat eine Bucketlist und strebt nach mehr und weiter und Neuem. Und man hat sich optimiert. Geistig, körperlich, seelisch, man hat zuhause alle Rezepte von diversen Starköchen ausprobiert. Man hat seine Gärten und Wohnungen so zu Bijous getrimmt, dass man in gewissen Häusern schon meinen könnte, man wäre in einer Möbelausstellung. Dabei sucht man jedoch oft nach seine oder einer Seele, die im ganzen Perfektionismus verloren ging. Vielleicht haben wir auf unserem Optimierungstrip auch ein wenig uns selbst verloren. So waren viele Menschen im letzten Jahr an Grenzen gestossen. Die Jahre der Krise haben uns danach überrollt. Vielleicht suchen wir darum so sehr nach uns selbst und rennen von einem Kurs zum nächsten. Vielleicht vergessen wir dabei aber so oft die einfachen Dinge. Am liebsten würden wir uns manchmal sogar das Glück kaufen. Und genau aus diesem Grund ist es genau das, was die Gastronomie als ihre Stärke wieder vermehrt leben sollte. Den Gästen bei ihrem Aufenthalt eine Seele bieten oder ein Stück Glückseligkeit. Die Seele eines Unternehmens oder eines Restaurants wird durch den Gastgeber und seine Mitarbeiter geprägt. Es sind die Menschen, die den Unterschied machen. 

Wenn man es schafft, seine Gäste emotional zu berühren, schafft man es auch, eine Verbindung zu ihnen herzustellen. Und Verbindung ist das, was unsere Nervensysteme dringend benötigen, um zu überleben. Eine Verbindung zwischen zwei Menschen gibt ein unsichtbares Band. Das ist das, was der Gastronom also schaffen soll. Er soll die Gäste im Herzen berühren. Er soll Bänder und Verbindungen schaffen.
Es kann mit dem Essen sein. Es kann mit einem sehr aufmerksamen Service sein. Meistens ist man emotional berührt, wenn man sich als Gast so willkommen fühlt, wie wenn man ein Freund des Hauses ist. Denn um die Verbindung zuzulassen, muss man sich wohl und umsorgt fühlen. Wohl fühlt man sich bei Freunden oder der Familie.


Und das ist für mich der Gastrotrend 2024 – die Gäste im Herzen berühren. Den Gästen rundum ein gutes Gefühl geben und eine Verbindung zu ihnen schaffen. Den Gästen ein Stück seiner Seele zeigen und damit Vertrauen schaffen, so dass sie inspiriert sind und einen Moment des Glückes mit nach Hause nehmen können. Die Gäste zu Freunden werden lassen. Geborgenheit schaffen, das ist Gastfreundschaft.