Liegt das Glück im Aushalten?

In den letzten Wochen habe ich Veränderungen in meinem Leben angestrebt, aber ich bin immer wieder auf die gleichen Glaubenssätze gestossen, von denen ich dachte, bereits verändert zu haben. Überall lese ich von Transformation und Glaubenssätzen, die umgewandelt werden sollten, um glücklich und erfolgreich zu sein. Es scheint mir manchmal als gäbe oder sollte es in der heutigen Gesellschaft keine schlechten Tage oder Stimmungen mehr geben.  Die sozialen Medien zeigen uns schliesslich nur das Schöne. So wie man meinen könnte, jeder wäre Milliardär, könnte man manchmal meinen, alle wären dauerhaft glücklich. Es kommt dazu, dass man meinen könnte, man sei in einem «Dauerflowzustand». Und wehe man verliert seine Mitte, lebt vermeintlich ungesund oder traut sich, ein tierisches Protein zu sich zu nehmen. Wenn man früher sich nicht der Kirche beugte, wurde man gesteinigt.  Heute, wenn man sich nicht zu einer spirituellen Gruppe zugehörig fühlt oder nicht von Transformation und Achtsamkeit spricht, ist man unsexy und untrendy oder hat sich nicht gefunden. Vielleicht ist es jedoch gerade normal, dass gewisse Denkmuster immer wieder von außen angeregt werden und alte Traumata erneut getriggert werden. Schliesslich sind wir Menschen. Menschen mit einer Geschichte, Menschen mit Emotionen. Statt diese Traumas oder wie man sagt, Glaubensmuster weg zu trainieren, sollten wir doch wieder lernen, genau diese zu akzeptieren und auszuhalten – im besten Falle zu integrieren.

Glaubenssätze kommen stets dieselben auf, vielleicht anders verpackt. Es ist wahrscheinlich eine Illusion zu glauben, dass man irgendwann keine schlechten Konditionierungen mehr in sich trägt. So wie wenn man diese mit dem Zauberstab wegwischen könnte. Man begegnet auch oft den gleichen Themen mehrfach im Leben. 
Auch wenn ich vielleicht denke, dass ich transformiert habe, solange ich etwas «weghaben» möchte, solange schenke ich Energie. Es geht doch vielmehr darum, wie gut wir Dinge, Situationen, Momente annehmen können. Denn erst diese Annahme bietet die Chance auf eine Veränderung. Und diese Veränderung wird nachhaltig sein. Denn die Konditionierungen müssen nicht weg sein, um mit ihnen umgehen zu können.

Hören wir doch auf ständig nach Transformation und Veränderung in und um uns zu suchen, sondern lernen wieder zu akzeptieren und auszuhalten. Wenn wir das können, können wir unsere Aufmerksamkeit vielmehr auf das Gute und was wirklich da in uns ist lenken und daraus positive Energie entwickeln. Es ist wichtig, realitätsbezogen zu arbeiten und unsere innere Resilienz im Hier und Jetzt zu stärken. So werden Probleme plötzlich keine Probleme mehr sein die stören, sondern man kann mit ihnen umgehen ohne viel Energie für ihr Verschwinden aufzuwenden.  Und so sind wir erst wirklich authentisch. Unseren wahren Kern finden wir nicht im Widerstand und im Drama, sondern in der Kunst des Aushaltens und Akzeptierens. Und das ist wahrscheinlich ganz einfach, dann das wahre Sein von sich selbst.