Verbandsführung und operative Führung in einer Person? 

Vor 10 Jahren begann ich in meiner letzten grossen operativen Tätigkeit als Mitarbeiterin. Zuerst als Kursleiterin, später als Marketingverantwortliche. Bald darauf wechselte ich in die Verbandsleitung, aufgrund meiner Rolle als Querdenkerin und meiner Vernetzung in der regionalen Politik. Seit über drei Jahren stehe ich nun als alleinige Präsidentin an der Spitze des Verbandes GastroBL, nachdem ich zuvor das Mandat als Co-Präsidentin innehatte. In dieser Zeit übernahm ich auch die Geschäftsführung «ad interim» aufgrund von Umstrukturierungsbedarf. 

Für mich ist Führung grösstenteils eine intuitive Aufgabe, die richtigen Menschen zusammenzubringen, Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig zu delegieren sowie stetig anzutreiben, um das Vorhaben vorwärtszubringen. In den kommenden Wochen möchte ich meine Erkenntnisse zur Spannung zwischen operativer gegenüber strategischer Führung teilen und Inspiration auf verschiedenen Ebenen der Führung mitgeben. Dabei spreche ich aus persönlichen Erfahrungen aus der Praxis, keine nachgesprochenen Theorien. 

Ich beginne mit einem simplen Thema: Die Außen- und die Innensicht. Visionen zu entwickeln erfordert Inspiration, Fingerspitzengefühl, Fachkenntnisse und den Riecher für den richtigen Moment. Kann man das lernen? 
Ich behaupte zu einem großen Teil „nein“. Oft stosse ich auf Menschen mit viel Fachwissen und Arbeitswillen, welche jedoch beim Visionieren und Begeistern für Neues zögern. Albert Einstein’s Satz begleitet mich stets: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ 
Um Neues zu schaffen, bedarf es einer neuen Denkweise. Die Realität ist oft ein schlechter Ratgeber und kann die Weiterentwicklung blockieren. Im Alltagsstress kann man zum Ideenbremser werden, wenn man zu sehr im operativen Hamsterrad gefangen ist. Mein Beispiel: Im Stress zerstörte ich Ideen wegen Ressourcenmangels. Mein Kopf hat ständig Ideen, aber der Alarm des Systems im Gehirn blockiert die Umsetzung. Sozusagen die positive Absicht meines Verhalten zugunsten mir und des täglichen Geschäftes und deren Mitbeteiligten. Der Konflikt zwischen täglichem Geschäft und strategischem Denken im Verbandspräsidium ist spürbar. Es lohnt sich, eine klare Trennung zwischen strategischem und operativem Gremium zu ziehen, obwohl die Schnittstelle entscheidend ist. Mehr dazu im nächsten Artikel.