Das Gefühl entscheidet
Gestern hatte ich nach langer Zeit wieder einmal eine Golfstunde. Um ehrlich zu sein: meine erste seit 21 Jahren. Aber beim selben Golflehrer. Er kannte mich also schon.
Nach dem dritten Schlag sagte er zu mir:
„Fabienne, lass mal los.“
Ich fragte zurück:
„Wo? Im Handgelenk?“
Er schaute mich an und sagte nur:
„Nein… Wo musst du loslassen, damit die Dinge bei dir klappen? Das hast du nicht vergessen oder…“
Ich nickte, schmunzelte und sagte, wenn auch etwas mürrisch da er mich ertappte;
„Ja, ich weiß… im Kopf.
Wahrscheinlich war ich in dem Moment etwas in Gedanken versunken, denn er sagte:
„Ja, genau so.“
Dann legte er mir einen Ball hin und meinte:
„Jetzt schlag.“
Und — wow — ein fantastischer Schlag!
Wer Golf spielt, weiß: Gute Schläge „fühlen“ sich einfach unglaublich gut an.
Irgendwie war ich in eine Art Trance geraten, und natürlich wollte ich sofort noch einmal genau denselben Schlag wiederholen.
Er legte mir den nächsten Ball hin. Ich dachte:
„Alles gleich wie vorher.“
Doch das Einzige, was flog, war ein Stück Fairway resp. Driving Range.
Er schaute mich an und fragte:
„Du hattest das Resultat vom vorigen Schlag im Kopf, oder?“
„Klar hatte ich das“ doch mit einem Schmunzeln, denn ich ahnte, was jetzt von ihm kommen wird:
„Ähm, Fabienne… du sollst nicht dasselbe „Resultat“ wollen, sondern dasselbe „Gefühl“ beim schlagen erzeugen“.
Ich dachte:
„Jaja, schon gut. Ich hab’s verstanden.“
Aber was hatte ich da eigentlich verstanden? Und worum geht es wirklich?
1. Golf ist eine Lebensschule. Punkt.
2. Es gibt Menschen, die sehen dich klarer, als du dich selbst siehst – inklusive deiner Schwächen. Das kann unangenehm sein. Aber darum geht es hier nicht.
3. Es geht darum, den Kopf loszulassen.
4. Es geht nicht darum, ein bestimmtes Ziel krampfhaft zu erreichen oder ein Ergebnis zu erzwingen.
Sondern darum, das Gefühl, das du hast, „wenn“ etwas gelingt – diesen Flow, diese Leichtigkeit – zum eigentlichen Ziel zu machen. Nicht das Resultat steht im Vordergrund, sondern der innere Zustand, aus dem heraus etwas entsteht.
Dieses Gefühl sollte stimmig sein. Frei. Im Fluss.
Und genau dafür braucht es Freude an dem, was man tut. Ohne Freude, kein Fluss. Ohne Fluss, kein gutes Ergebnis.
Vielleicht sollten wir im Alltag öfter darauf achten, wie sich Dinge „wirklich“ anfühlen – nicht nur, was wir erreichen wollen. Denn ein gutes Ergebnis entsteht selten aus Anstrengung allein.
Sondern aus einem stimmigen Gefühl.
Und dieses Gefühl ist – ganz ehrlich – die wahre Grundlage für jeden echten Erfolg.
