Wie unsere Fußballerinnen: stark, klar, weiblich

Mut zum Frau sein

Früher dachte ich, mit 45 wäre ich reif, erwachsen, innerlich ruhig. Keine Selbstzweifel mehr.
Heute weiss ich: Der Verstand hat einiges erlebt, der Körper auch – aber ich fühle mich längst nicht so, wie ich es mir mit 25 vorgestellt hatte.
Und gerade im Urlaub, merke ich wieder, wie wichtig es ist, innezuhalten und zu reflektieren. Nicht, um sich zu kritisieren – sondern um zu erkennen.
Ja, manchmal ist das ernüchternd. Aber es darf sein.
Ich reflektiere oft Berufliches und Privates.
Über die letzten zwölf Monate, die Menschen, die ich begleiten durfte und über wiederkehrende Themen.
Eines beschäftigt mich besonders – vielleicht auch angestossen durch die wunderbare Frauen-EM:

«der Stellenwert von Frauen in der Arbeitswelt.»

Wer mich schon länger kennt, weiss:
Ich bin Gegnerin einer extremen Form der Emanzipation, bei der Frauen versuchen, Männer zu sein.
Gerade diese EM hat mich deshalb so berührt. Sie hat gezeigt:

„Frauen müssen nicht wie Männer sein, um zu überzeugen“!

Sie müssen sich nicht wie Männer verhalten. Denn genau «dieses Männer» kopieren ist es, was mich oft stört – denn dadurch stehen wir Frauen uns manchmal selbst im Weg.
Was uns Frauen im Arbeitsumfeld doch oft fehlt, ist der Mut zum «Tun». Einfach mal probieren – auch wenn wir uns nicht zu hundert Prozent sicher sind und nicht alles bis ins letzte Detail geprüft wurde.
Warum treten wir nicht einfach so auf wie unsere Fussballerinnen?
Mit unseren Stärken. Mit dem, was uns ausmacht. Stehen zu dem, was wir können und wer wir sind.

Wir sind nicht Männer mit Brüsten – wir sind Frauen.
Empathisch. Emotional. Nachgiebig. Konfliktfähig.

Wir spüren unsere Mitarbeitenden, unser Umfeld – intuitiv. Wir wissen oft, was gebraucht wird, ohne dass es ausgesprochen werden muss.
Wir sind tragend, wir sind führend – aber eben anders. Vielleicht leiser. Vielleicht klarer.
Wie auch immer – es spielt keine Rolle. Es geht auch nicht um besser oder schlechter.

Aber es geht darum, dass wir Frauen endlich den Mut haben, hinzustehen und zu handeln. Und das so, wie wir sind.
Dass wir den Mut haben, für uns einzustehen, ohne etwas darstellen zu müssen, das wir nicht sind. Ohne ein perfektes Männerbild zu kopieren oder uns von einem bestimmten emanzipatorischen Verhalten zu erhoffen, endlich gehört zu werden.

Wir müssen uns nicht verstellen. Wir müssen nicht kämpfen, um gleichberechtigt zu sein.
Aber wir müssen uns selbst auf Augenhöhe mit Männern setzen.
Nicht, indem wir gleich sind – sondern indem wir «wir selbst» sind. Indem wir Frauen sind. Und an uns glauben.
Was wir brauchen, ist Selbstanerkennung. Vertrauen in unsere Fähigkeiten. Und den Mut, für uns selbst einzustehen – nicht gegen andere, sondern für uns.

Und dies ist nicht ein Kampf gegen aussen, sondern gegen unsere eigenen Konditionierungen, die wir mitbringen.
Seien wir stolz und mutig, so erhalten wir Anerkennung.